An der US-Westküste konnte in den 90ern nicht einfach jeder mit jedem Musik machen. Gerade im Gangsta-Rap waren es häufig die Gang-Zugehörigkeit und die bevorzugte Farbe der Kleidung, die über Features und Kollabos entschieden. Kurz gesagt: Man blieb lieber unter sich. Zu den bekanntesten Vertretern der Rot tragenden Bloods innerhalb der Rap-Szene gehörte damals DJ Quik von den Tree Top Pirus, einem der vielen Blood-Sets in Los Angeles und Umgebung. Anfang der 90er verhalf er den beiden Cousins KK und Gangsta D, wie Quik wohnhaft in Compton und als Elm Street Pirus ebenfalls Angehörige der Bloods, zu einem Plattenvertrag bei Profile Records, wo sie 1991 ihr Debütalbum 2nd II None veröffentlichten.
Wie bei fast allen Releases aus dem Umfeld von DJ Quik glänzten 2nd II None mit unverwechselbar lockerem Sound, der sich trotz der Wurzeln in der Gang-Kultur auch den schönen Dingen des Lebens widmete, anstatt lediglich die Brutalität der Straße widerzuspiegeln. Das gefiel den Hörern, die LP und die ausgekoppelten Singles Be True To Yourself und If You Want It landeten in den Charts. Das DJ Quiks Name zu der Zeit durch Gold- und Platinplatten einiges an Gewicht hatte, war dabei sicher nicht hinderlich, immerhin hatte er das gesamte Album produziert.
Die gemeinsame Geschichte von KK, D und Quik begann jedoch schon wesentlich früher, nämlich mit dem (angeblich) 1987 aufgenommenen The Red Tape. Diese Demo-Kassette im Zeichen der Farbe Rot verschaffte DJ Quik seinen Profile-Deal, 2nd II None waren auf neun von 11 Tracks vertreten. Obwohl es aufgrund diverser Hooks und Samples begründete Zweifel daran gibt, dass alle Tracks tatsächlich bis 1987 entstanden waren, ist das Ding doch eine sichere Bank für Freunde des klassischen Westcoast-Sounds. Underground Terror, einer meiner Favoriten von 2nd II None, findet sich bereits auf diesem Tape. Hier ist der Download-Link:
Download DJ Quik – The Red Tape
KK und D tauchten nach ihrem Debüt auf Profile auch auf den Alben von AMG und Hi-C sowie auf den Soundtracks zu Above The Rim und Menace II Society auf. Im eigentlichen Release-Katalog von 2nd II None klafft jedoch eine beachtliche Lücke von acht Jahren zwischen dem Debüt von 1991 und dem Nachfolger Classic 220 von 1999. Wer glaubt, dass die Cousins währenddessen auf der faulen Haut lagen, der irrt: Vor einigen Jahren wurde ein unveröffentlichtes Album mit dem einprägsamen Titel The Shit an die Oberfläche des Internets gespült, das zwischen 1994 und 1995 entstanden war, aber nie in die Läden kam. Dafür gibt es das komplette Album heute zum kostenlosen Download. Produziert hat DJ Quik, Suge Knight – seines Zeichens Eastside Mob Piru – war als Executive Producer tätig… Blutsbande eben.
Download 2nd II None – The Shit
Trotz der langen gemeinsamen Geschichte war zwischen Quik und 2nd II None nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen, das lassen zumindest Äußerungen in diversen Interviews und Online-Communities vermuten. So berichtete Gangsta D 2012 in einem Gespräch mit HipHopDX, dass er und KK auch Shows mit DJ Quiks damaligem Erzfeind (und Crips-Mitglied) MC Eiht spielten. Gangsta D über Eiht: The nigga came off as a cool-ass nigga. He was 100 and we was 100. Can’t nobody make us think a certain way or tell us who to kick it with. If a nigga solid, he solid. A nigga got a problem with that, he got a problem. DJ Quik wiederum griff die beiden Rapper 2013 über Twitter an und bezeichnete sie als evil magnets, die schon mal mit frischen Einschusslöchern in ihrer Karre zu Studiosessions erschienen. Zudem hätte Gangsta D bei einer Show in Denver eine Flasche in die Crowd geworfen, wofür Quik sich den Knast von innen ansehen musste. Als harmoniebedüftiger Hörer sollte man also zu den Releases von damals greifen, als alles noch in Butter war – eine Reunion mit Mentor DJ Quik wird es wohl erstmal nicht geben.
Klasse! Bin erstaunt was es noch an Alben gibt.