Uneek – Female MC, Ghetto Girl und Lady mit Timbalands statt Stilettos

Uneek 600

Als ich vor einigen Jahren mal wieder einen meiner liebsten NYC-Mixes hörte, fiel mir eine Frau auf, die dort mit zwei hammerharten Tracks vertreten war. Auf ihren Namen kam ich erst wesentlich später: Deanna Bennet, besser bekannt (?) als Uneek. Einer der beiden Tracks war das grandiose Above Water, das sie 1997 als Mitglied des von DJ Doo Wop ins Leben gerufenen Bounce Squad veröffentlichte. Die Single enthielt den Track mit der etwas schrägen Hook ganz klassisch als Main Version, Instrumental, Acapella und in der zensierten Version. Stilettos à la Foxy oder Kim waren hier absolute Fehlanzeige, die Frau kam in Camouflage und schweren Timbalands angestapft, oder in ihren eigenen Worten: Never catch me on the block without the tree on my boot…

Sorry für die zensierte Version, die das Feuer ein bißchen rausnimmt, eine andere ist leider nicht online. Erschienen ist die Maxi auf dem Brooklyner Label Tape Kingz, das Ende der 90er auch eine deutsche Dependance unterhielt und unter anderem den Output der Hannoveraner DJ Amir und Pedokings übernahm. Eigentlich wollte ich auch nur einen kurzen Artikel über Above Water schreiben, weil mir der Track so gut gefällt, ich aber sonst kaum Infos zu Uneek parat hatte. Ein weiterer Fall von „vielversprechend, aber sang- und klanglos in der Versenkung verschwunden“? Ich habe doch noch mal nachgeforscht und bin auf ein paar interessante Fakten gestoßen. Tatsächlich stellte sich heraus, dass ich die Dame bereits seit 1995 kannte – allerdings ohne es zu wissen.

Gehen wir also noch ein paar Jahre zurück, zu den Anfängen: Uneek (damals noch Eunique) bildete zusammen mit Scandalous und DJ Eque das Trio Ghetto Girlz – nicht nur der Name erinnerte an eine bekannte Crew aus Houston, Texas, die Ladies nahmen auch ein nicht ganz ernst gemeintes Geto-Boys-Cover mit dem Titel My Man’s Playin Tricks On Me auf und veröffentlichten dieses 1992. Chillin out in the mornin‘ / I’m tired and I’m yawnin / wonderin‘ who my nigga is with / no doubt, some little freaky bitch!

Die Ghetto Girlz hatten 1992 auch ein Album namens Ain’t Takin No Shit am Start. Ich hatte es irgendwann mal runtergeladen und reingehört, das Ding erinnerte mich am ehesten an die von einem ähnlichen Wut-Faktor geprägte LP der Bitches With Problems (BWP) aus New York, die den Männern seit 1991 auf ähnlich kompromisslose Weise das Fürchten lehrten.

Cover des Ghetto-Girlz-Albums

1995 erschien dann das Lied, wegen dem ich Uneek eigentlich auf dem Schirm hätte haben müssen: Da Ladies In Da House von Big Kap ft. Da Ladies, der essenzielle Female-Posse-Cut der 90er, den ich aus unerfindlichen Gründen völlig vergessen hatte (Anmerkung: Diesen Artikel hier habe ich lange vor Big Kaps Tod geschrieben). Nach Bahamadia und Precise zeigt sich Uneek als die aggressivste im Pack der Wölfinnen, sowohl vom Rap als auch vom Auftreten her. Den Abschluss übernimmt dann die – trotz radikaler Thesen – musikalisch eher sanfte Lauryn Hill. Im Video zeigen übrigens unter anderem auch Biz Markie, Doo Wop und Biggie Smalls Gesicht.

Zusammen mit dem eingangs erwähnten Bounce Squad war Uneek natürlich auch im Mixtape-Game äußerst aktiv (checkt z.B. diesen Track hier). Ein wahres Schmuckstück ist die folgende Basement-Session mit dem Squad, Sadat X und Lord Tariq (Ex-Beatnuts)… Uneek zeigt ab 1:36 und dann nochmal ab 5:04, dass sie auch als sechstes Onyx-Mitglied hätte anheuern können. Besonders Hartgesottene feiern die bösen Zeilen vom Kaliber Uneeks killin‘ every other bitch like breast cancer.

Zu guter Letzt steuerte Uneek auch einen Gastpart auf Cloud 9, dem zweiten Album des Bronx-Reibeisens Nine bei. Die beiden passen als eine Art Bonnie und Clyde der Reibeisen-Stimmen bestens zusammen und machen den Track Tha Product zu einem von vielen Highlights auf diesem 96er-Album.

Und damit sind wir auch schon am Ende der Geschichte. Obwohl ich das Stück von Big Kap & Da Ladies gut und das Album Cloud 9 sehr gut kannte, habe ich die Connection zu Uneek von der Above Water-Maxi erst Jahrzehnte später auf die Reihe gekriegt. Da hat es sich doch gelohnt, noch mal genauer hinzuschauen.

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