Coverstory: Trinity Garden Cartel – Don’t Blame It On Da Music (1994)

Ein paar Blocks entfernt vom 5th Ward, dank der Geto Boys das Lieblings-Hood aller Houston-Rapfans, liegt Trinity Garden. Trotz des klangvollen Namens ist auch dies ein Ort, an dem Probleme wie Gentrifizierung auf lange Sicht keine Rolle spielen werden. Von hier kommt das Trinity Garden Cartel, bestehend aus D Of Trinity Garden Cartel, Da Herb Man, Ice Water Slaughter, Sinister Sam, Reginald Hackett und X-Man. Ihr Album Nummer 1 erschien 1992 auf Cartel Records. Auf dem Cover türmen die Cartel-Jungs irgendwo zwischen Breakdance und Parcours vor den Cops – ein frühes Werk der Grafikschmiede Pen&Pixel, die in den Folgejahren mit immer abgedrehteren Artworks von sich Reden machte.

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Das Album hält, was das Cover verspricht. Gangsta Rap aus dem tiefen Süden klang immer schon eine Spur angepisster als aus dem Rest der USA, und genau so ist es hier auch. Heraus sticht der Titeltrack The Ghetto My Hood, eine Ode an die runtergekommene Nachbarschaft, die sich vor keinem Titel aus dem benachbarten 5th Ward verstecken muss.

Zwei Jahre später kam der Nachfolger Don’t Blame It On Da Music auf Cartel Records/Rap-A-Lot/Priority. Nicht nur die Gruppe hatte ihren Sound aufpoliert, auch Pen&Pixel hatte aufgestockt und ein fragwürdiges Cover in hingebungsvoller Hochglanz-Optik fabriziert. Als nettes Detail wurde das erste Album in der Hand des Toten gleich nochmal verbaut. Ob persönliche Props dafür angebracht sind, dass die Leiche die selben FILA-Schuhe anhat wie ich damals, kann ich moralisch nicht beurteilen. Jedenfalls hatte man bei der Motivauswahl in anderer Hinsicht Mist gebaut, was das Label fast teuer zu stehen gekommen wäre. Denn – man mag es kaum glauben – diese Photoshop-Bombe war doch eine Spur realistischer, als man auf den ersten Blick denken könnte.

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Warum das? Scheinbar waren nur einige der Ordnungshüter auf dem Bild keine richtigen Cops. Die anderen waren hingegen echte Boys in blue, die man irgendwie ins Bild geschnippelt hatte. Zwei dieser echten Beamten sahen sich und ihre Familien durch das Cover in höchste Gefahr gebracht. Der Anwalt eines Cops erläuterte die Befürchtungen seines Mandanten so: „He could stop someone, and they could have the CD on the dash. They could recognize him and blow him away.“ (Quelle). Das mag auf den ersten Blick schwachsinnig erscheinen, aber wer weiß das im Land der unbegrenzten Möglichkeiten so genau… Also wurde nicht nur die Coverzensur gefordert, sondern Rap-A-Lot Records gleich noch auf Schadensersatz verklagt. Welcher Dollar-Betrag ist für die traumatisierte Polizisten-Seele angemessen, wenn das eigene Antlitz auf der CD einer Gruppe auftaucht, die mit ihrer Musik quasi den Erzfeind der Ordnungsmacht verkörpert? Eigentlich gar keiner, fanden Rap-A-Lot-CEO J Prince und sein Rechtsbeistand. Vor allem, weil das Artwork den Behörden bereits vorab bekannt war, die Klage allerdings erst eingreicht wurde, als das Ding in den Regalen stand. Das Ende vom Lied: Das alte Cover wurde eingestampft und ein Sammlerstück, auf dem neuen waren die Gesichter aller vermeintlichen und echten Officers unkenntlich gemacht.

Musikalisch gibt es für das Album die volle Empfehlungsbreitseite, schon wegen der enthaltenen neuen Version des oben geposteten The Ghetto My Hood, die ich auf zig verschiedenen Mixtapes verewigte. Ausgekoppelt wurde der Titeltrack – ein Gangsta-Rap-Komplettpaket mit funkigem Beat, sehr gutem Video und nicht zuletzt auch einem sinnvollen Statement: Don’t Blame It On Da Music.

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