Eigentlich wurde Walk On By ursprünglich von Dionne Warwick gesungen. Aber unter den Folgeversionen stach insbesondere diejenige von Großmeister Isaac Hayes hervor, der die Ballade 1969 in ein 12-minütiges Epos verwandelte (die Single-Version wurde auf 4:35 runtergekürzt). Seine Version scheint immer schon einen besonderen Reiz auf Produzenten ausgeübt zu haben, denn eine ganze Reihe von ihnen hat Teile des Liedes genutzt, um etwas Eigenes zu schaffen. Zu Ehren von Isaac Hayes, der heute seinen 71. Geburtstag gefeiert hätte, und auch einfach so, weil ich das Sample so mag, folgen jetzt 15 Stücke von 1989 bis 2000, die Walk On By verwenden – mal mehr, mal weniger offfensichtlich.
The D.O.C. – The Doc and the Doctor (1989)
Der inoffizielle zweite Doktor bei den Niggaz With Attitude, ohne dessen Talent als Ghostwriter wohl so mancher Output von Comptons Finest etwas anders geklungen hätte, munkelt man zumindest. So hieß sein Debüt dann auch passenderweise No One Can Do It Better – ein unbestrittener Klassiker des Westcoast Rap, vor dem schweren Unfall aufgenommen, der ihm seine Stimme raubte.
The Almighty RSO – He’s Gonna Catch It (1992)
Almighty RSO aus Boston ist die Crew um den Source-Gründer Benzino, der vielen vielleicht noch wegen des Beefs mit Eminem ein Begriff ist. Die Gruppe setzte Boston quasi auf die Rap-Karte und war berühmt-berüchtigt für ihren harten Straßen-Rap – gegen den Song One In Tha Chamba ging die Bostoner Polizei sogar gerichtlich vor.
http://www.youtube.com/watch?v=xvrc7Js4_aY
Compton’s Most Wanted – Hood Took Me Under (1992)
Karten auf den Tisch, das hier ist der beste CMW-Track nach Growin‘ Up In The Hood. Die Video-Version ist etwas verfremdet, der Album-Track ist wesentlich deutlicher in der Verwendung des Tracks von Isaac Hayes. Im Video steht eher das Sample von Gwen McCraes 90% of me is you, bekannt von Boss‘ Deeper, im Vordergrund, Walk On By ist trotzdem noch zu erkennen.
http://www.youtube.com/watch?v=B4t97ZYmm7Y
Madstyle – Halls Of Horror (1993)
Madstyle aus NYC hatten damals sowas wie einen Semi-Untergrund-Hit mit Run, und das Cover des Debüt-Albums Bloodrush zeigt einen blutsprühenden Hydranten. So viel zu den Fakten. Klingt ein bißchen wie die Horrorcore-Version von Nine oder Onyx, wenn man Schubladen öffnen möchte.
http://www.youtube.com/watch?v=Y2lwEVWqqKo
The Notorious B.I.G. – Warning (1994)
Wenn Du aufwachst und Puff Daddy am Telefon mit Deiner eigenen Stimme zu Dir spricht, dann weißt Du, da ist was faul. Biggie Smallz auf einem seiner besten Tracks, Bomben-Zeilen à la There’s gonna be a lotta slow singing and flower bringing / If my burglar alarm starts ringin‘ inklusive… hier war alles noch in Butter.
http://www.youtube.com/watch?v=NbdB9lgQRko
100X Posse – Beyond The Door (1994)
Direkt aus Philly brachte die 100X Posse 1994 und 1996 eine Maxi raus – scheinbar nicht das einzige Zeug, was sie damals so aufnahmen, denn 2009 folgte ein Album namens Philadelphia’s 100X Posse Rare & Unreleased 1992-1996. Das unterschwellig bedrohliche Beyond The Door kommt mit einer schönen Bassline-Variation des Original-Samples.
2Pac – Me Against The World (1995)
2Pac gegen den Rest der Welt war so etwas wie das Motiv, das sich durch die gesamte Karriere des ehemaligen Members von Digital Underground zog. Ganz unrecht hatte er damit nicht. Der Titelsong zum täglichen Kampf ist aber ein erstaunlich locker-entspanntes Teil, perfekt für die sonnigeren Tage im Hood (zu finden auf dem gleichnamigen Album).
http://www.youtube.com/watch?v=ymOOg8N8m0w
Bushwick Bill – Only God Knows (1995)
Dr. Wolfgang von Bushwicken, heute bekennender Christ, nahm auf Only God Knows vom Album Phantom Of The Rapra zeitweise Abstand von der Psychopathen-Schiene und widmete sich den tiefergehenden Fragen des Seins. Was ist das Leben? Wie werden wir sterben? Nur Gott weiß es. Der Beat klingt so chillig, dass man fast die Hoffnungslosigkeit überhört, die in dem Text mitschwingt.
http://www.youtube.com/watch?v=-ENOoJB3F8E
Ill Mentality – Luvin‘ U4 Dayz (QBC Remix, 1996)
Das Original hat Nick Wiz produziert, dieser Remix hier stammt von Prince AD aka Killa Sha, der 2010 an Diabetes starb. Ill Mentality erzählt hier aus der Perspektive eines Nebenbuhlers, wie er die vergebenen Bräute klarmacht, und der Remix-Beat macht das ganze noch eine Spur gemeiner.
http://www.youtube.com/watch?v=vgsDxppxnFU
Kingpin Skinny Pimp – Long Story (1996)
Kingpin Skinny Pimp macht seit Jahrzehnten Musik, aber so richtig berühmt ist er nur unter den South-Side-Gz der alten Schule, die sich damals auf die Prophet Posse und die Horden von Untergrund-Talenten aus Memphis und Co. spezialisiert hatten. Long Story stammt vom Album Playaz Ball, einem von hunderten Klassikern einer Rap-Szene, von der viele bis heute nicht wissen, dass es sie gibt.
http://www.youtube.com/watch?v=8XOw3XJLtu8
Herb McGruff – Creep (1996)
Herb McGruff rollt in unnachahmlicher Weise über jeden Beat. Der MC aus Harlem war Anfang 90 Teil der Crew Children Of The Corn – weitere Mitglieder: Big L, Mase und Cam’Ron sowie der 1997 verstorbene Bloodshed. Auch auf Creep ist ordentlich Dampf unter der Haube. For Half a million, I clap you and your children…
Smoothe Da Hustler ft DV alias Khryst – Dollar Bill (1996)
Zwei Charakterstimmen auf einem Track: Smoothe und DV, der mit seinem Sing-Sang-Style immer für ein Bomben-Feature gut war, brachten 1996 die Analyse bzgl. des lieben Geldes aka Wurzel allen Übels auf den Markt. Geiler Track vom Pflicht-Album Once Upon A Time in America. Think about it!
http://www.youtube.com/watch?v=I8sH2vvMr3U
Westside Connection ft. K-Dee – Do You Like Criminals? (1996)
Die Westcoast Supergroup bestehend aus Ice Cube, W.C. und Mack 10 stellte ’96 den Longplayer Bow Down in die Plattenregale und gleichzeitig die Frage: Do You Like Criminals? Über die Antwort soll jeder selbst nachdenken, sicher ist: Hier wird nur eine winzige Passage von Walk On By benutzt, nämlich der Teil in der Hook der klingt wie ’ne Flöte.
http://www.youtube.com/watch?v=f8RZ4Eu4kUo
MF Doom – Dead Bent (1999)
Bevor Doom jedermanns Liebling wurde – was jetzt nicht abwertend klingen soll, man gönnt es ihm – schien es so, als würde der Mann seine Mucke hauptsächlich für sich selbst machen. Seine frühen Werke waren düster-verschachteltes Comic-Chaos auf Beats gepackt, Hip Hop von der dunklen Seite. Dead Bent ist ein gutes Beispiel: Raps aus dem Irrenhaus in typischster MF-Manier mit einem Video, für das Low Budget stark übertrieben wäre.
Wu-Tang Clan – I Can’t Go To Sleep (2000)
Ghostface bricht hier quasi in Tränen aus und RZA produziert, indem er den Loop einfach laufen lässt. Legendär die Szene bei 1:56, in der GFK vor Empörung die Milch beim Cornflakes-Futtern aus der Luke läuft. Da beide über jeden Zweifel erhaben sind, können sie sowas einfach tun ohne auch nur ansatzweise ihr Gesicht zu verlieren. Eher im Gegenteil. Lange Zeit mein Lieblingstrack vom Clan und abgesegnet von Isaac Hayes persönlich auch der perfekte Abschluss.
http://www.youtube.com/watch?v=tO16JAo25DU
großartige arbeit! probs!
Danke!
Me Against the World kam auf dem gleichnamigen Album 95 raus…All eyes on me 96…
Da haste natürlich recht, hab ich verbessert. Hab mich wohl aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen von dem Youtube-Bild blenden lassen.