Review: Brain Sick Mob – Unreleased Siccness (1996-1998)

Ich hab mich die Tage mal wieder ein paar Schritte zurück ins CD-Game gewagt und mir ein paar der silbernen Scheiben geordert. Auf die CD vom Brain Sick Mob war ich dabei besonders gespannt. Die Crew aus dem Umfeld der allseits bekannten Primo-Protegés Group Home hatten 1996 mit East NY Theory eine gefeierte Untergrund-Bombe draußen, daneben erschienen zwischen ’96 und ’98 sechs Maxis. Jetzt hat das deutsche Label Smoke On Records, das unter anderem auch die aktuellen Comebacks von Nine und – ganz frisch – Group Home auf CD und Vinyl presst, Unreleases Siccness veröffentlicht, eine Art „Gesammelte Werke“ des Mobs der gehirnkranken New Yorker.

Unreleased ist zunächst mal Auslegungssache. Die CD beinhaltet alle Tracks, die auf den Maxis waren, selbstverständlich auch East New York Theory. Alle anderen Stücke sind auch schon mal erschienen, allerdings auf einem nur sehr schwer erhältlichen Bootleg namens Best Of Brainsick – Complete Works 1996-1998, das 2009 ausschließlich in Japan auf dem Label Loud & Proud auf den Markt kam. Da an diese Compilation nicht allzu einfach ranzukommen sein dürfte, haben wir mit Unreleased Siccness eine gute Möglichkeit, sich das „verlorene“ Material auf CD zu sichern. Viel wichtiger ist aber die Soundqualität: Diese war auf dem Japan-Bootleg zum größten Teil äußerst beschissen, anscheinend wurden dort lediglich minderwertige MP3-Rips verwendet. Die Tracks auf Unreleased Siccness hingegen klingen absolut einwandfrei – damit dürfte es sich hier tatsächlich um das bestmögliche Release des raren Brainsick-Materials handeln.

Und die Musik? Die ist so, wie sie sein soll: staubig-ruffe, teils minimalistische Beatvehikel von 8Off aka Agallah, Buggyeye, DJ Nuff und Mix Master G-Flexx treffen auf die Rhymes von Blackstarr und Jack The Ripper, die uns an der Tristesse Easty New Yorks teilhaben lassen. Lieder über das Game, den Struggle und die Straße, das Rauskommen aus dem Dreck und den eventuellen Erfolg am Ende des Tunnels sind die Norm. Ein bißchen aus dem Rahmen fallen Swirving To The Music und Stargazing, die mit einem eher leichtem Party-Vibe um die Ecke kommen, ansonsten klingt alles so, wie man es von einer Rap-Crew aus der New Yorker Szene in diesem Abschnitt der Neunziger erwartet, trotz der verträumt-freundlichen Blicke auf dem Cover.

Sehr interessant sind die drei Bonus-Tracks, die nur auf der CD zu finden sind: Zunächst ist da der Easty NY Theory Remix, den ich noch nicht kannte, der aber von der No Limit 2 Life-Maxi (1998) stammen müsste. Mit seinem etwas entspannteren Beat und dem Frauengesang hebt sich der Remix deutlich vom Original ab, ist aber eine nette Abwechslung und durchaus hörbar. Bei den letzten beiden Bonus-Cuts handelt es sich um neues Material der Gruppe. Here Is The Proof gibt mir persönlich nicht allzu viel, aber der letzte Track Strugglin entschädigt dafür völlig mit seinem dopen Beat in bester alter NYC-Manier – dieser wurde übrigens von Phax (Like Ham in the Pan) aus Leipzig produziert… ein Killer-Abschluss, hier in voller Länge zu hören:

Unterm Strich erfüllt Unreleased Siccness alle meine Erwartungen. Mir ging es vor allem darum, die Sachen des Brain Sick Mobs kompakt und in guter Qualität gesammelt zu haben, nicht nur als Rip oder Stream, da kam mir dieses limitierte Release gerade recht. Für die Sammler dürfte das Vinyl wahrscheinlich noch interessanter sein, denn auf schwarzem Plastik sind viele dieser Tracks bisher wirklich noch nie erschienen – leider ist das Vinyl aber offiziell ausverkauft und geht bei Discogs derzeit ab 45,- € über den Tisch. Die CD kann ich jedem Brain-Sick- oder Group-Home-Fan guten Gewissens empfehlen. Bei Interesse könnt ihr sie auf der Facebook-Seite von Smoke On Records bestellen, und wer vorher mal reinhören möchte: Die Japan-Vö von 2009 steht bei YouTube bereit.

Ein Gedanke zu “Review: Brain Sick Mob – Unreleased Siccness (1996-1998)

  1. Als Golden Age Hörer ist das ein guter Pick. Will nicht sagen sehr gut, dennoch soll jeder, der speziell New York hört, mal reinhören.

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