Crimedanch Cartel – Money Is The Key ft. LL Cool J / Realizm ft. Rakim (1997)

Wie schafft es eine Untergrund-Crew aus New York, erstens eine White-Label-Single mit Features von Rakim und LL Cool J rauszuhauen und zweitens damit trotzdem unter dem Radar der meisten Rap-Hörer (auch meinem) zu bleiben? Gute Frage! Dem Crimedanch Cartel ist dieses Kunststück jedenfalls gelungen, entsprechend gesucht ist die angesprochene Maxi aus dem Jahr 1997, die auf Discogs schon mal für 150 Eier weggeht. Fangen wir von hinten an: Auf der B-Seite fand sich das Stück Realizm featuring Rakim, das schon einmal 1996 offiziell releast wurde. Wobei ich die eventuell euphorische Stimmung bei allen Fans des God MCs gleich wieder dämpfen muss – er droppt hier lediglich drei Zeilen in der Hook, die auch irgendwie nach Vocal-Sample klingen. Laut diesem „Beipackzettel“ hier handelt es sich jedoch um einen tatsächlich für den Track gerappten Part.

Die volle Entschädigung für das „halbe“ Feature liefert uns Money Is The Key auf der A-Seite, ein astrein-routinierter Untergrund-Banger von der Ostküste mit einem dicken Gastpart von LL Cool J. Kaum zu glauben, dass dieses Lied im selben Jahr erschienen ist wie LLs siebentes Studioalbum Phenomenon – dieses hatte neben einigen soften Nummern mit R&B-Einschlag zwar auch ein paar schnörkellose Rap-Tracks an Bord, war aber dank der Beteiligung von Puff Daddys Camp soundmäßig extrem weit entfernt von der hier an den Tag gelegten Roughness. Andererseits kann auch dieser Track bzw. LLs Verse bereits wesentlich früher als ’97 entstanden sein, wer weiß…

Wie kamen diese hochkarätigen Features zustande? Die LL-Connection erkläre ich mir so: Hinter dem Crimedanch Cartel verbarg sich unter anderem der Producer Sid Reynolds aka S.I.D.. Der Mann aus Long Island war Anfang der 90er Jahre die eine Hälfte des Duos Sid & B-Tonn, das – wie LL – auf Def Jam gesignt war und mit Deathwish 1990 einen Untergrund-Hit veröffentlichten. In den Folgejahren produzierte Sid vor allem für Nikki D (ebenfalls Def Jam) und Queen Latifahs Flava Unit (Apache, Naughty By Nature & Co.). Die alten Def-Jam-Verbindungen S.I.D.s werden wohl der Grund für den Auftritt von Ladies Love Cool James gewesen sein, vermute ich zumindest.

Wer außer S.I.D. noch zum Crimedanch Cartel gehörte, ist mir leider nicht bekannt, denn man findet so gut wie gar keine Infos über die Truppe. Nur für den seltsam anmutenden Name der Crew gibt es eine eindeutige Erklärung: „Crimedanch“ ist ein Wortspiel mit Wyandanch, einer Gemeinde in Suffolk County, Long Island/NY. Diese ist nicht nur die Heimat des Cartels, sondern auch der Geburtsort von – genau – Rakim, was auch die B-Seiten-Connection erklärt. Dass S.I.D. und Rakim bereits in frühen Jahren gemeinsam unterwegs waren, kann man hier beim Long Island Rap Blog nachlesen.

Wer die White-Label-Maxi mit den beiden Tracks als Clean- und Street-Edit runterladen möchte, der kann das hier tun. Zu guter Letzt möchte ich euch auch das Video zu Deathwish nicht vorenthalten, das S.I.D. 1990 zusammen mit Partner B-Tonn releaste – nichts schreit so sehr Geheimtipp wie ein Video auf YouTube, das in sieben Jahren und trotz Def-Jam-Signing nicht mal 3.000 Views abstauben konnte.

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