Charles „Carlos“ Valentine aka Lefty war Präsident der Sex Boys aus Brooklyn, einer von unzähligen Gangs in New York City, die in den wilden 70ern aktiv waren. 1976, in der Gluthitze des heißesten Sommers seit 11 Jahren, wurde er im Brooklyner McCarren-Schwimmbad von einem Mitglied der verfeindeten Crazy Homicides abgestochen und starb.
Das ist die Vorgeschichte zum Doku-Film Lefty – Erinnerung an einen Toten in Brooklyn, den Max H. Rehbein 1978 für den Norddeutschen Rundfunk abdrehte und der den ersten Teil seiner filmischen „New York Trilogie“ darstellt. Die Doku fängt die gewaltgeladene Atmosphäre East New Yorks / Coney Islands in den 70er Jahren in grimmigen Bildern ein, mittendrin statt nur dabei ist hier das Motto: Rehbein und Kameramann Eckhard Dorn sind hautnah am Geschehen dran – nicht nur auf Streife mit den Cops, sondern vor allem Seite an Seite mit den Sex Boys (benannt nach ihrem Revier in der (Es)Sex Street) und Brother Lou, dem ehemaligen Kriegsminister der Gang, jetzt Nachfolger des ermordeten Lefty. Sie sind dabei, wenn neue Mitglieder per Prügelritual initiiert werden und wohnen einer „Gerichtsverhandlung“ der Sex Boys bei, in der ein aufmüpfiger Member zu 10 Gürtelhieben verurteilt wird. Selbst während des großen Stromausfalls in NYC am 13. Juli 1977, der eine riesige Plünderungswelle auslöste (und einer Menge an aufblühenden Hip-Hop-Crews zu neuem Equipment verhalf), sind die Dokufilmer an vorderster Front mit Nachtsichtobjektiv unterwegs.
Klar, der Film ist aus den 70ern, die Gangs bestehen aus „Negern und Puerto-Ricanern“ (O-Ton), aber insgesamt bietet die Doku doch einen differenzierten Einblick in die Gang-Subkultur und die Parallelwelt der vergessenen Nachbarschaften New Yorks. Trotz aller Nähe zu den Protagonisten behält Rehbein eine kritische Distanz und heuchelt keine Sympathie, verfällt aber auch nicht in einen herablassenden Duktus, wie man ihn von einem „Externen“, dazu noch aus Übersee, vielleicht erwartet hätte. In seiner Herangehensweise und Intensität ist der Film sicherlich einmalig und bietet neben dem ähnlich guten 80 Blocks from Tiffany’s (1979) die interessanteste Auseinandersetzung mit dem Thema, die ich bisher gesehen habe.
Grüße und Dank an den Blogleser klom für den Link zu dieser Doku!
ihr revier lag in der essex street in brooklyn …. das „es“ wurde an den strassenschildern immer übermalt damit nur noch „sex“ übrig blieb. …….keine strasse heisst einfach nur „sex street“…..
Hahaha ja, das macht Sinn… danke, hab es korrigiert.
seltsam finde ich, dass die doku ja 77´gedreht wurde und mit leftys tot beginnt. bei der szene am friedhof kann man aber auf seinem grabstein erkennen, dass er 76´starb. irgendwie kann ich mir da keinen reim drauf machen.
Das ist merkwürdig… aber der Film ist ja der erste Teil einer „New-York-Trilogie“. Ich kenne die anderen Teile nicht, aber vielleicht war Max H. Rehbein tatsächlich mehrere Jahre vor Ort und hat schon ’76 mit dem Drehen dieses Teils angefangen. Da der Stromausfall von ’77 thematisiert wird, müsste er ja mindestens ein Jahr an diesem Film gedreht haben. Wahrscheinlich noch länger, da er ja erst ’78 veröffentlicht wurde.
gut möglich. er wird sicher alle 3 teile am stück gemacht haben. drehzeit für diesen teil waren angeblich 6 wochen. die veröffentlichung 78´kommt wohl durch die lange nachbearbeitung aller teile (schnitt, kommentar,…).
hab hier ein aktuelles bild von leftys grab gefunden…..wohl eindeutig 76´:-))
http://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=pv&GRid=134872401&PIpi=108306897
von der handlung her macht es auch wenig sinn, da es ja um die veränderungen und krisen geht, die sein tot verursacht hat. 1 jahr nach seinem tot sollte das alles aber längst vom tisch sein.
Die Homicdes haben nicht Lefty getötet, es waren die Unknown Bikers von Williamsbuug diese Geschichte stimmt nicht. Ganz.und die Übersetzung, Märchenhaft!
Der Regisseur des Films, Jens Uwe Scheffler, war ebenfalls bei den Dreharbeiten dabei, laut einigen Quellen.