N.W.A = No Women Allowed… oder doch nicht? „Ruthless Bitch“ Tairrie B

„Steht N.W.A für No Women Allowed?“ fragt die Schlagzeile im Video zu Tairrie B’s Track Murder She Wrote. Das kann klar verneint werden, gab es doch eine ganze Reihe von Frauen, die sich im Dunstkreis von N.W.A bewegten: Man denke an die R&B-Sängerin Michel’le, die Crew JJ Fad und H.W.A (Hoes with Attitude). Oder eben an Tairrie B, selbsternannte Ruthless Bitch und Protegé von Eazy-E.

Good Times

Auch wenn wir natürlich alle nichts von Klischees halten, Tairrie B entsprach eher dem Bild eines Popstars à la Madonna als dem einer Hardcore-Rapperin, die mit der AK-47 posiert und in ihrem Video einen gefesselten Eazy-E ohrfeigt. Aber irgendwie ergab die Sache Sinn: Mr. Wright, der ja auch später immer mal für kontroverse Aktionen gut war, genoss die erstaunten Blicke auf seine Neuentdeckung vermutlich am meisten.

Das Debüt-Album Power Of A Woman erschien auf dem eigens gegründeten Ruthless-Sublabel Comptown Records, als Produzenten fungierten Schooly D, Eazy-E und Tairrie selbst. Ein Feature steuerte unter anderem Everlast (!) bei, der damals ja noch langhaarig mit Ice-T’s Syndicate unterwegs war, und zwar auf dem Track Vinnie Tha  Moocha.

 

Auch Eazy-E übernahm einen kleinen Gastpart auf dem oldschooligen Anything You Want, das sich beattechnisch auch auf N.W.A & The Posse gut gemacht hätte. Mit den Gerüchten, Tairrie wäre ihm im Gegenzug für den Plattendeal auch anderweitig zu Diensten gewesen, räumt Eazy am Schluss des Tracks auf: Nah, she won’t even give me the pussy. Wie viel ehrliche Enttäuschung da mitschwingt, vermag ich nicht zu sagen.

 

Die Harmonie zwischen N.W.A und Tairrie B fand ein jähes Ende, als sie mit einer Tradition brach – eigentlich war der letzte Track eines jeden Albums aus dem N.W.A-Umfeld für die Posse reserviert (siehe Last Song von Above The Law und  D.O.C.’s Grand Finale). Tairrie hatte keinen Bock drauf und schrieb den bereits fertigen Text kurzerhand um – so startete ihr letzter Album-Track namens Ruthless Bitch dann mit folgenden Zeilen:

I’m tired of everybody tellin‘ me what I can and cannot do

So I’m not doin‘ a Grand Finale, and there’ll be no special thanks on this track

Die Jungs aus Compton gingen also leer aus, und der Track blieb nicht ohne Folgen: Nach eigener Aussage kassierte Tairrie B auf der Grammy-Preisverleihung 1990 zwei Faustschläge ins Gesicht: Laut eines Interviews soll es Dr. Dre gewesen sein, der zuschlug – denkbar, war der Doktor in solchen Dingen nicht gerade für seine Zurückhaltung bekannt. In seinen Memoiren Ruthless schildert der N.W.A-Manager Jerry Heller jedoch, dass Tairrie auf der Aftershow-Party von Michel’le attackiert und mit einem rechten Haken auf die Bretter geschickt wurde, während der Prinz von Bel-Air Will Smith und Everlast mit offenen Mündern daneben standen (Quelle). Ich schätze, dass die Zeilen „You’re on the Doctor’s dick for a deal“ in Ruthless Bitch direkt an Michel’le – Dres damalige Freundin – gerichtet waren, was den Angriff erklären würde.

Konnte laut Jerry Heller „zuschlagen wie ein Hafenarbeiter“: Michel’le

So trennten sich die Wege – Power Of A Woman blieb nicht nur Tairries einziges Rap-Album, sondern auch der einzige auf Comptown Records veröffentlichte Longplayer. Keine Frage, es waren einige unterhaltsame Tracks drauf, trotzdem erscheint das ganze im Nachhinein eher wie ein Experiment, das am Ende von beiden Seiten für gescheitert erklärt wurde. Musikalisch änderte Tairrie kurze Zeit später die Marschrichtung und begann,  Alternative-Musik zu machen (klick wenn Du Dich traust). Nicht so mein Fall… dann schon lieber das bereits angesprochene Murder She Wrote im 1930er-Jahre Gangster Style – kick it.

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