„30 plus, never rust
niggas can’t hang with it
it’s like gettin hit by a fuckin bus„
– Blaq Poet / I Get it in
Seit mehr als 20 jahren schon versorgt Blaq Poet den Untergrund-Markt mit Output. Sein Zuhause ist das Queensbridge Housing Project, das größte soziale Wohnungsbauprojekt der Welt, in Queens, New York. Über die Bedeutung dieses Ortes für HipHop muss man nicht viele Worte verlieren – hier nahm der legendäre Beef zwischen Bridge-MC Shan und KRS-One seinen Anfang. Von hier kommen Producer Marley Marl, Roxanne Shanté, Craig G, Tragedy Khadafi (aka The Intelligent Hoodlum), Cormega – und natürlich Screwball, bestehend aus Blaq Poet, seinem Cousin K.L. (R.I.P.), Hostyle und Kyron. Auch wenn das Battle nach allgemeiner Ansicht zugunsten der South Bronx entschieden wurde, wäre HipHop ohne Queensbridge kaum denkbar.
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Bridge Wars: Listen up world how the Poet unpacks…
Aber fangen wir von vorne an. Es ist 1987, und die Frage, die die einschlägigen Kreise bewegt, lautet: Wo hat HipHop seinen Ursprung? War es nun KRS-Ones South Bronx, oder doch MC Shans Queensbridge? Der diesbezügliche Streit zwischen den beiden hatte sich schnell zur Rivalität beider Viertel hochgeschaukelt. Ein Wort gab das nächste, und der damals knapp 16jährige Poet ließ es sich nicht nehmen, auch etwas Öl ins Feuer zu gießen. „The Bridge is Over?“ Nicht mit ihm. „I just felt it was my job to come in„, sagt Blaq Poet in diesem Interview von 2009. „Shan wasn’t comin‘ hard enough to me„. Also brachte er seinen eigenen verbalen Faustschlag Richtung KRS aufs Vinyl, bezeichnenderweise Beat You Down betitelt.
http://www.youtube.com/watch?v=Rq5xc0cYYnM
Doch der Hunger war längst nicht gestillt. Kurze Zeit später ging es weiteren etablierten MCs an den Kragen. Auf All Hell Breaking Loose mit KISS-Sample als Hookline schoss Poet gegen Melle Mel, LL Cool J, Kool Moe Dee, Rakim und die Ultramagnetic MCs.
Weitere Angriffe, vor allem immer wieder gegen KRS-One, folgten in regelmäßigen Abständen. Poet sah das ganze als Herausforderung. „Back then when I did it I just wanted to challenge the best at that time. I figured I was the best„, so Poet in einem allhiphop.com-Interview.
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PhD: Take a grenade and throw it in their headquarters
1991 gründete er dann mit DJ Hot Day die Crew PhD. Das Debüt-Album Without Warning erschien 1991 auf Tuff City Records. Der Titeltrack startete dann auch gleich wieder mit einem KRS-Sample („Public Enemy is down with us, but MC Poet ain’t down with us“), und Poet brannte erneut ein Battle-Feuerwerk ab. Auf Tell It Like It Is wurden dann auch nachdenklichere Töne angeschlagen („Who gives a fuck about a space shuttle, man/When there’s people eating out of a garbage can?“), aber wie das Cover schon erahnen lässt, handelt es sich hier im Kern um ein astreines Hardcore-Album. Das zeigt auch das Video zur Single I’m Flippin in aller Deutlichkeit.
http://www.youtube.com/watch?v=g7iUsh2OqiE
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When the smoke clears/ You know who gon‘ be there: Screwball
Die Auflösung von PhD ebnete den Weg für die Entstehung der legendären Crew Screwball: benannt nach ihrem verstorbenen Kumpel Louis „Screwball“ Chandler mischten K.L., Kyron, Hostyle der One-Eyed Maniac und Blaq Poet von nun an die Szene auf. Sobald ihr Schlachtruf HU-HAH aus den Boxen ertönte, wusste man, dass es ernst wird. Mit Y2K: The Album (2000) und Loyalty (2001) lieferten sie zwei Longplayer ab, die jeder Eastcoast-Liebhaber im Schrank haben muss. Auf Produktionen von DJ Premier (F.A.Y.B.A.N., vielleicht einer seiner besten Tracks), Pete Rock, Godfather Don und Marley Marl zeigten die MCs aus Queensbridge, das mit ihnen nicht zu spaßen ist – was auch der damalige Bürgermeister von New York City, Rudy Giuliani, auf Who Shot Rudy? zu spüren bekam. Aufgrund der Thematiken und der extrem hohen Fluchdichte unspielbar für Radio- und TV-Sender, erlangte doch so gut wie jeder Track Kultstatus im Untergrund. Leider zerbrach die Crew aufgrund von Labelpolitik und daraus entstandenen internen Streitigkeiten. 2008 verstarb K.L. tragischweise nach einem Asthmaanfall. Doch die Alben von Screwball bleiben unvergessene Klassiker.
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2010: Ain’t Nuttin‘ Changed
Und heute? Queensbridge ist immer noch ein hartes Pflaster, und Blaq Poet macht weiter Musik. Die Radiosender spielen ihn immer noch nicht, das Fernsehen will auch nichts von ihm wissen. Das ist ihm heute genau so egal wie damals. Sein letztes Album Tha Blaqprint erschien 2009, zum Großteil wieder von DJ Premier produziert, und nach all den Jahren der Zusammenarbeit versteht man sich blind – die Beats sind wie maßgeschneidert für den HipHop-Hünen aus Queensbridge. Und weil echte MCs zusammenhalten müssen, gibt es auch hier und da mal einen Gastauftritt , so wie auf RA The Rugged Mans Album Legendary Classics (2009): Im Video zu Posse Cut kommt Poet zwar als letzter zur Party, dafür aber standesgemäß mit dem Maschinengewehr, um die Gäste abzuziehen.
http://www.youtube.com/watch?v=efbS9hFmnc4
Hin und wieder hat Poet auch einen deepen Track im Repertoire (siehe z.B. Sichuwaychunz auf dem Blaqprint-Album), aber worum es meistens geht, daraus macht er keinen Hehl: „everything ain’t shoot ‘em up, bang bang. But it’s mostly shoot ‘em, bang bang!„
Auch wenn gegen ein bißchen Bitches & Bling nichts einzuwenden ist, wer „realen HipHop“ schätzt, kommt an Blaq Poet nicht vorbei. „Ain’t nothin‘ wrong with this tittie-shit / But this is what’s been missin‚“, stellt er auf dem Intro zu seinem letzten Album fest. Als harter Gegenpol zum weichgespülten Mainstream zeigt er mit jedem Release, dass jenseits von Autotune und klingeltontauglichen Tracks genug Platz ist für Rap der alten Schule.
Im großen und ganzen hat sich nicht viel geändert. Muss es auch nicht, denn beweisen müssen sich andere. Veteranen wie er mit mehr als 20 Jahren im Geschäft auf dem Buckel haben das nicht nötig. Und die Straßen von Queensbridge werden auch weiterhin genug Stories parat haben, um zukünftige Alben zu füllen.In diesem Sinne gibt es zum Abschluss Ain’t Nuttin‘ Changed im Remix – produziert von Premo, featuring MC Eiht und Young MayLay.
HU-HAH & R.I.P. KL!
http://www.youtube.com/watch?v=VGed7bB4gcU
Für mehr Infos und Tracks von Screwball und ein sehr gutes Blaq Poet-Interview solltet Ihr unbedingt auf unkut.com vorbeischauen.
2 Gedanken zu “Queensbridge Poetry: Blaq Poet gestern und heute”