Peanut Butter Wolf (bürgerlich Chris Manak) aus San José und Charizma (Charles Hicks) aus dem nördlicher gelegenen Vorort Milpitas trafen sich 1990 – zu dieser Zeit war man als Rap-Hörer überall auf der Welt noch froh, irgendjemanden zu finden, der denselben sonderbaren Musikgeschmack hatte wie man selbst. Entsprechend schnell machte es Klick: Erst kam die Freundschaft, dann kamen die Demo-Tapes, dann die Touren in der Umgebung ihrer kalifornischen Heimatstädte.
Die Labels begannen, sich für die beiden zu interessieren, und schließlich landeten sie auf Disneys Hollywood Records. Wie so oft bekam es auch dieser Scheißladen irgendwie hin, nicht einen einzigen Track der beiden zu veröffentlichen (stattdessen versuchte man, die beiden trendgerecht umzuformen, was glücklicherweise fehlschlug). Eine Ausnahme bildete der Track Red Light, Green Light, den das Label als Promo-Kassette verschickte. Fast zwei Jahrzehnte später entstand das folgende Video mit Bildmaterial von damals.
Aber auch ohne offizielles Release nahmen die beiden fleißigen Jungs zwischen ’91 und ’93 genug Material auf, um ein Album zu droppen. Doch dazu sollte es nicht kommen. Der 20-jährige Charizma wurde Ende 1993 an einer Ampel in East Palo Alto erschossen. Peanut Butter Wolf, der sich in diesem Interview an die folgende finstere Zeit erinnert, legte die Musik komplett auf Eis und setzte erst Monate später die Arbeit fort – getrieben von dem Gedanken, das Andenken an seinen Freund zu bewahren.
Diese Arbeit trug schon bald Früchte: Er gründete 1996 sein Label Stones Throw Records, auf dem mittlerweile Künstler wie Madvillain oder auch Aloe Blacc ihr Zeug rausbringen. Eigentlich wurde Stones Throw aber gegründet, um endlich das Material zu veröffentlichen, das Manak und Hicks vier Jahre zuvor aufgenommen hatten. Im Gründungsjahr des Labels erschien dann auch die gemeinsame Single My World Premiere.
Auf das komplette Album musste die Welt bis 2003 warten. Zehn Jahre nach dem Tode Charizmas veröffentlichte Peanut Butter Wolf endlich Big Shots, das eigentlich 1993 auf Hollywood Records erscheinen sollte. Hier könnt Ihr Euch Big Shots Track für Track in voller Länge anhören. Es lohnt sich.
Auf dem 15 Tracks starken Album hört man einen vor Energie strotzdenden Charizma über passgenau auf ihn gemünzte Produktionen von PBW reimen. Meine Anspieltipps sind Here’s A Smirk, Methods und das bombige Pacin‘ The Floor. Ich kann dieses Album nur jedem ans Herz legen… hätte Hollywood Records es zum gedachten Termin 1993 rausgebracht, dann wären einige dieser Tracks heute vermutlich echte Klassiker, die jedem eingefleischten Rap-Fan wohlige Erinnerungsschauer über den Rücken jagen würden. Die Chemie stimmt einfach auf diesem Album des jungen Duos, das durchaus das Zeug dazu hatte, große Taten zu vollbringen. Wenn man sie gelassen hätte.