Cappadonna, seit jeher Mitglied der erweiterten Wu-Familie und gefeierter Gast auf dem ersten Ghostface-Solo Ironman, schickte 1998 sein Debüt The Pillage in die Bahn. Der Erfolg kam prompt: Das von vielen Musikkritikern (zu den Fans kommen wir später) gefeierte Album erreichte Platz 1 der Billboard Hip-Hop-Charts und profitierte vom Wu-Hype und den über das gesamte Werk verteilten Features hochrangiger Clan-Vertreter.
Das Video zur ersten Single Slang Editorial sah mit seinen Limousinen, Hubschraubern, Yachten und der polierten Optik ziemlich teuer aus und zeigte Cappadonna als Hitman, der sich auch von asiatischen Kampfkünsten wenig beeindrucken lässt – wer erkennt den Herren im grauen Sakko am Kartentisch?
Genau: Der Hinterzimmer-Mafioso, der sein unrühmliches Ende durch Cappadonnas Knarre findet, ist Tony Sirico, besser bekannt als Paulie „Walnuts“ Gualtieri. Den wahrscheinlich eitelsten Capo im Clan von Tony Soprano seht Ihr hier zum Vergleich in seinem präferierten Arbeits-Outfit, dem Trainingsanzug… hätte er mal besser auch einen Tiefschutz angelegt.
Zurück zu Cappadonna: Unter den Fans war er immer schon einer der umstrittensten inoffiziellen Wu-Mitglieder. The Pillage wurde vorgeworfen, zum größten Teil von den Beats (RZA, True Master, Goldfingaz) und den Feature-Gästen zu leben, viele vermissten die Substanz in Cappas Texten oder verstanden schlicht nicht, wovon zur Hölle er eigentlich redete. Die teilweise harsche Kritik am Erstlingsalbum kann ich nicht nachvollziehen – es bleibt in meinen Augen ein unterhaltsames Stück Wu-Historie.
Und was machte Cappadonna nach seinem Nummer-1-Erfolg? Nachdem der Hype um ihn verblasst war, geriet er in ernsthafte Schwierigkeiten. Quasi obdachlos führte er einige Jahre lang ein illegales Ein-Mann-Taxi-Unternehmen in Baltimore, Maryland. Die Verantwortung für seine missliche Lage schob er RZA zu: Dieser hätte ihn für absolvierte Features auf diversen Clan-Alben nicht bezahlt (Quelle). Trotz allem veröffentlichte der einstige Star unter den Wu-Affiliates im neuen Jahrtausend fünf Longplayer, zuletzt The Pilgrimage (2011).