Es gibt sehr viele Leute, die haben sehr viel mehr Ahnung von 90er-Memphis-Rap als ich. Aber als glühender Verehrer von Rap aus dem Süden, seit ich das erste Mal die Geto Boys hörte, kam auch ich ab 1995 und dem Erscheinen von Mystic Styles nicht mehr an Memphis in Form der Three-6 Mafia vorbei. Mit ihren 1996 und 1997 erschienenen Alben The End und World Domination und dem Body Parts-Sampler von ’98 machten sie mich endgültig zum Fan. Und es war damals keine Selbstverständlichkeit, dass hier mit Gangsta Boo eine Frau am Start war, die in dem finsteren Three-6-Universum auf Augenhöhe mit ihren männlichen Kollegen auftrat. Lange galt sie als Untergrund-Königin des Memphis-Sounds – und das Krasseste ist, dass sie damals nicht einmal so alt war wie ich (World Domination erschien ein paar Wochen nach ihrem 18. Geburtstag). Solo releaste sie Enquiring Minds (1998), Both Worlds *69 (2001) und Enquiring Minds II (2003). In den letzten Jahren tauchte sie immer mal wieder auf, 2014 gemeinsam mit LaChat, der anderen Memphis-Queen, auf Witch, danach auf Mixtapes und mit diversen Gast-Parts, zuletzt bei Run The Jewels mit Walking In The Snow – eines dieser unerwarteten Features, bei dem man die Tracklist zweimal lesen muss, sich dann aber umso mehr freut. Ein neues Album war wohl für dieses Jahr angekündigt.
Lola Chantrell Mitchell, besser bekannt als Three-6 Mafias Gangsta Boo, wurde am 1. Januar 2023 tot in ihrer Wohnung in Memphis aufgefunden, so die erschütternde Nachricht zum neuen Jahr. Sie wurde nur 43 Jahre alt.
Ruhe in Frieden, Gangsta Boo