Verrückte Hunde – Tohuwabohu (2014): Review und Vinyl-Verlosung!

VerrückteHunde_Tohuwabohu_Cover

In einem parallelen Universum hätte Tohuwabohu, das neue Album von Verrückte Hunde, vielleicht auch in den frühen 90ern erscheinen können, so überdeutlich ist der Einfluss der Dekade zu hören. In unserer Welt hatte man aber einerseits nicht die Mittel, den damals aktuellen Ami-Sound 1:1 ins Deutsche zu übertragen, andererseits orientierte man sich eher an der Old School der 80er Jahre – so ist es also irgendwie logisch, dass dieses Album erst heute in den Läden steht. Als Inspiration für die Beats auf Tohuwabohu dienten in erster Linie frühe Sachen von Wu-Tangs RZA, DJ Muggs und DJ Lethal von House Of Pain, deren Einfluss auf jedem Track erkennbar ist. MC SCU (ehemals Die L.P.) hat quasi in Vorbereitung dieses Albums exzessiv Black Sunday von Cypress Hill gehört, sein Partner Foxn zählt Enter The Wu-Tang (36 Chambers) zu seinen größten Inspirationen, wie die beiden kürzlich in einem Interview mit der Backspin kundtaten. Trotzdem hat man nicht das Gefühl, dass hier krampfhaft versucht wurde, ein Retro-Album für das aktuelle Boom-Bap-Revival aufzunehmen – es klingt eher nach ein paar Jungs, die einfach das gemacht haben, worauf sie Bock hatten.

Die Zutaten für die 16 Albumtracks sind so simpel wie effektiv: Beats, Rhymes und Cuts. Mehr als diese drei Dinge braucht es auch nicht – und für die Tatsache, dass auf jedem (!) Track gescratcht wird (courtesy of DJ Da Kid/Cutcannibalz), haben die Hunde einen Orden verdient. Die Platte ist vor allem was für die Leute, die schnelle Beats mit diesem gewissen Ausraster-Faktor mögen; die Mehrzahl der Titel wie Katzen müssen draußen bleiben, Mundpropaganda oder Enterhaken sind klassische Representer-Tracks, die auch live hervorragend funktionieren werden. Der Opener V zu dem H kommt mit Hookline in bester Cypress-Hill-Manier – ich sag‘ nur A to the motherfuckin‘ K homeboy. Man erwartet fast, dass Sen Dog mit seinem Trademark-Organ ein V ZU DEM H ins Mic blökt. Auch wegen der Zeile Du sagst Yolo / Ich sag „Rest In Peace“ yo / alle meine Lieblingsrapper liegen auf dem Friedhof ist der Track mein Favorit auf der Platte.

Das ganze Album geht (vielleicht mit Ausnahme des deeperen Burnout) extrem nach vorne, auch die Story-Tracks sind perfekte Bouncer, siehe Der DJ hat doch nicht mehr alle Platten im Schrank oder Wer hat hier das Weed gestreckt, die niederschmetternde Story vom Ersatz-Ticker, der einem Notleidenden irgendwelche Scheiße andreht. Eine Abrechnung mit dem Business namens Ohne mich darf ebenso wenig fehlen wie die ultimative Hommage an ein fast vergessenes Modeaccessoire, das Stirnband. Für die Genickbrecher-Beats zeichnen sich unter anderem Geraet und Torky Tork verantwortlich, SCU selbst hat als ArrangerDanger die SP1200 entstaubt und auch Al Dente, früher als DJ Italian Stallion ebenfalls mit Die L.P. unterwegs, war im Studio anzutreffen. Alles klingt, wie es muss, die Drums scheppern ordentlich und die Basslines wurden im Studio noch mal live eingespielt, was für entsprechend satten Soundgenuss sorgt. Die Raps strotzen nur so vor stilistischen und inhaltlichen Querverweisen Richtung Vergangenheit, auch die kleinen Verneigungen in Richtung Speedy Gonzalez, Hong Kong Phooey, Alf, Pan Tau und weiteren Idolen meiner Kindheit weiß ich sehr zu schätzen. Abgerundet wird das Paket durch die geniale Covergestaltung von FAKT und MIES, die sich sicherlich auch auf weißen Shirts sehr gut machen würde.

SCU, Geraet, Da Kid, Foxn - Verrückte Hunde
SCU, Geraet, Da Kid, Foxn – Verrückte Hunde

Tohuwabohu ist ein ehrliches Album, das seine Einflüsse stolz auf der Brust trägt und geistig aus einer Zeit stammt, als der Spaß an der Sache im Vordergrund stand und noch nicht jeder Vogel vermeintlich objektiv über Rap-Technik, Styles und Skills philosophierte. Das wichtigste ist immer noch das Gefühl, das man beim Hören hat, und das lässt sich hier etwa so beschreiben, als würde man nach einem sehr sehr langen Tag nach Hause kommen, und plötzlich ist der Super Nintendo wieder High-End und die Simpsons sind wieder cool. Allein für dieses Feeling kann ich hier nur die volle Punktzahl vergeben, getreu dem Motto If it’s marketed good, you’ll buy it. But if it’s real – you’ll feel it.

Bestellen kann man Tohuwabohu – stilecht als limitierte Doppel-LP – bei vinyl-digital.com und hhv.de, in digitaler Form ist es hier erhältlich. Reinhören kann man per Snippet.

[box title=“DIE VERLOSUNG IST BEENDET, BESTEN DANK AN ALLE TEILNEHMER!“ style=“noise“ box_color=“#8b6914″ title_color=“#ffffff“]Wer Tohuwabohu auf schwarzem Plastik gewinnen möchte, der kann hier einen Kommentar hinterlassen und folgende Frage beantworten: SCU war früher mit seiner Crew namens Die L.P. unterwegs. Wofür stand die Abkürzung Die L.P.? Unter den richtigen Antworten wird ein Exemplar des Doppel-Vinyls verlost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, die Verlosung endet am Dienstag, dem 1. Juli 2014. Wichtig: An der Verlosung nimmt nur Teil, wer eine gültige E-Mail-Adresse hinterlässt, damit ich den Gewinner auch kontaktieren kann. Viel Glück![/box]

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