Die Hip-Hop-Anfänge von Clueso: Metaphysics feat. MC Clüso – The Disk (2000)


Vorletzte Woche geisterten ein paar Artikel zu den Hip-Hop-Anfängen des Musikers Clueso durch die Presse – exemplarisch sei „Clueso war mal Hip-Hop“ beim Spiegel erwähnt. Maximal oberflächlich das Ganze, aber man muss dazu sagen, dass die Artikel auf einer Agenturmeldung basieren, mit der offenbar die VÖ des offiziellen Olympia-Songs von Clueso beworben werden soll. Warum dann Hip-Hop-Wurzeln bemühen? Nun, Breakdance ist jetzt olympische Disziplin, Breakdance ist Hip Hop, Clueso hat auch mal gebreakt, Clueso war auch mal Hip Hop, diesen gedanklichen Bogen haben die zuständigen Redakteure hier wohl gespannt.

Ich hatte keine Ahnung, dass Clueso mal B-Boy war, dafür sah ich ihn vor fast 25 Jahren das erste Mal rappend auf VIVA, und zwar als MC Clüso. Nicht mit einem eigenen Track, sondern als Feature auf The Disk von einem gewissen Metaphysics. Ich kannte damals beide nicht, aber Track und Clip erinnere ich bis heute – fand ich gar nicht schlecht damals, gelungenes Raus-aus-der-Matrix-Material auf Englisch und Deutsch mit einem Beat von DJ Chestnut aus Köln, und auch der Clip sah nicht billig aus. Ich hätte auf 1999 oder 1998 getippt, aber laut Netz erschien das Ding im Jahr 2000, und zwar auf Four Music mit Major-Backing durch Sony, die nötige Kohle für das Release war also auf jeden Fall da. Mit der Schreibweise war man sich nicht so sicher – auf VIVA und auf dem Cover der Promo-Maxi-CD hieß es MC Clüso, auf den offiziellen Vinyl- und CD-Releases stand dann MC Clueso.

Aufgrund des Sprachniveaus war ich immer davon ausgegangen, Metaphysics sei vielleicht einer von Cluesos Homies aus Erfurt mit Ami-Wurzeln, aber weit gefehlt: Der Mann stammt aus Zimbabwe, ist bereits seit ’96 musikalisch aktiv und ein bekannter MC auf dem afrikanischen Kontinent. Tatsächlich verbrachte er einige Jahre in den USA, bevor er Ende der 90er nach Köln umsiedelte, bei Mellowbag um Tyron Ricketts mitmischte und mit Clueso The Disk releaste. Ein Jahr später trafen sich die beiden auf Cluesos Album Text und Ton auf dem Track Migrant Soul wieder.

Für Clueso war The Disk nicht das erste Rap-Release, schon seit Mitte der 90er war der Mann im Erfurter Untergrund unterwegs und Teil des Wostok Mob, einem Kollektiv Thüringer Breaker, Writer, DJs und Rapper. 1998 erschien seine Debüt-EP, die – je nach Quelle bzw. je nachdem, wie man das Cover liest – entweder Slow, Clüsolo oder vielleicht auch Low heißt. Das war es auch schon mit den Infos dazu, nicht mal einen winzigen Soundschnippsel zu dem in Eigenregie als Promo auf Vinyl veröffentlichten Werk konnte ich auftun.

Aber um noch einmal auf die B-Boy-Kiste zurückzukommen: Clueso hatte 2000 einen weiteren Track draußen (diesmal auch wirklich als Clueso mit UE), nämlich das großartige Instrumental Boys Keep Swinging auf dem Soundtrack zum legendären B-Boy-Wettbewerb Battle Of The Year 2000:

Auch wenn ich Cluesos Musik nach 2000 maximal am Rande verfolgt habe, erschien der Typ mir immer grundsympathisch… schön, dass er so erfolgreich ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert