Deutschrap Classics: Max & Afrob – Exklusivinterview (1999)

exklusivinterview-max-afrobLetzte Woche hat Sido seine Maske ausgepackt und eine Medienschelte namens „Masafaka“ featuring Kool Savas veröffentlicht – ganz gleich, was man von dem Track halten mag, die Message würde man als Hip-Hop-Fan gerne dick und fett mit dem Edding 800 seines Vertrauens unterschreiben. Ich hatte beim Hören gleich noch ein anderes Lied im Kopf: Exklusivinterview vom Freundeskreis bzw. von Max und Afrob, die vielleicht ultimative Deutschrap-Medienkritik anno 1999.

Da sich die „richtige“ Presse in den 90ern höchstens dann für Rap und Hip Hop interessierte, wenn jemand umgebracht worden war, musste man sich nicht mit den großen Medien auseinandersetzen. Aber es gab ja noch die sogenannte Teeny-Presse, die Ende der 90er Jahre auf dem Höhepunkt ihres Erfolges wie ein Geier über allem kreiste, was entfernt nach Trend roch. Allen voran natürlich die Bravo, die 1999 ein Interview mit Max Herre abdruckte und ihn dort „Jesus von Benztown“ taufte. Das Problem bei der Sache: Der FK-Frontmann hatte sich gegenüber dem Blatt überhaupt nicht geäußert, das Interview war wohl ein kompletter Fake (siehe u.a. hier). Wie zu erwarten war, kam diese Dreistigkeit in Stuttgart nicht sonderlich gut an, und so gaben Max und Afrob ein Exklusivinterview zu ihren Bedingungen – mit deutlichen Zeilen auf einem Instrumental von DJ Friction mit passendem KRS-Sample (Fuck these magazines leadin‘ Hip Hop off course aus dem Track Bulworth). Lyrisch wurden Redaktionsräume gestürmt und Redakteure zur Rede gestellt, Afrob droppte Zeilen wie wenn ihr mal am Reisen seid, dann besser nicht durch meine Stadt. Gastauftritte im Clip gab es von der Berliner Boxlegende Graciano Rocchigiani, von Iris Berben und von der Journalistin Bettina Rust. Den Song fand man nicht nur auf der Maxi, sondern auch als Opener des Labelsamplers Four Elements.

Exklusivinterview habe ich damals öfter gepumpt als irgendeinen anderen Track aus 0711, meiner Meinung nach zählt er zu den allerbesten von Freundeskreis und auch von Afrob. Die Medienlandschaft hat sich seit damals krass verändert, aber die Probleme sind dieselben geblieben, auch nach 17 Jahren wurde nicht viel dazugelernt, was einen ernsthaften und respektvollen Umgang mit dem Thema Hip Hop angeht (obwohl gefälschte Interviews heute eher selten sein dürften). Ob ich es noch erleben werde, dass sich die Dinge ändern? Mal sehen, was in den nächsten 17 Jahren passiert – wir sprechen uns 2033.

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