In einem meiner ersten Postings hier auf The Golden Era habe ich doch glatt behauptet, die fähigen weiblichen MCs der 90er an einer Hand abzählen zu können. Etwas vorschnell, mittlerweile bräuchte ich dazu weit mehr als die mir zur Verfügung stehenden 10 Fingerchen. Einer davon geht (ganz unzweideutig) an Bahamadia, die nicht nur durch ihren Style, sondern auch die einzigartige Stimme im Gedächtnis vieler Rap-Fans wohlige Erinnerungsschauer auslöst. Dazu kommt ein hervorragendes Gespür für Beats und Platten, die sie mit Guest-Spots veredelte – unter anderem Rawkus‘ Soundbombing-Sampler oder das legendäre Violent By Design von den Jedi Mind Tricks.
Antonia Reed, wie Bahamadia mit bürgerlichem Namen heißt, stammt aus Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania, genau wie JMT und die Army Of The Pharaohs, zu denen sie auch weiterhin enge Kontakte pflegt. Der Startschuss für ihre Karriere fiel 1991, als sie sich ein Feature auf dem Remix von Imagination des Philly-MCs HanSoul sicherte. Flow und Delivery unterscheiden sich hier grundlegend von ihren späteren Releases – kein Wunder, ist sie hier doch gerade erst 21 Jahre alt.
1994 erschien ihre erste eigene Single mit dem Titel Total Wreck, ein Boom-Bap-Kracher nach bewährtem Rezept. Im Gegensatz zu ihrem Verse von 1991 ist das hier bereits klassisches Bahamadia-Material mit dem charakteristischen Flow und der unverkennbaren Stimme. Für den Beat des Tracks zeichnete sich übrigens Guru von Gang Starr verantwortlich.
https://www.youtube.com/watch?v=7AKfHDTW7nM
Durch die Connection mit Guru wurde Bahamadia offizielles Mitglied der Gang Starr Foundation, und so erschien ihr LP-Debüt Kollage 1996 unter einem denkbar günstigen Stern: Premier-Produktionen, Guru-Feature, damit hat man eigentlich nie etwas falsch machen können. Und Kollage ist keines dieser Werke, die durch Premos handwerkliches Geschick erst hörbar werden. Ein schönes Beispiel: Auf 3 The Hard Way erhält Bahamadia Unterstützung von Mecca Starr und K-Swift, und von wem der Beat ist, merkt man allerspätestens, wenn die ersten Cuts einsetzen.
https://www.youtube.com/watch?v=h7tyxNvHVMw
Aber Gang Starr waren nicht die einzigen, die hier ihre Finger um Spiel hatten. Das chillige I Confess klingt nicht einfach so, als könnte es auch aus 5th Ward, Texas stammen: Produziert hat N.O. Joe, der von den Geto Boys über die 5th Ward Boyz bis zu Too Much Trouble für jeden produziert hat, der unter der heißen texanischen Sonne das Mikrophon in der Hand hielt. Ach ja, das Keyboard spielt er ebenfalls, das alles ist wie gemacht für Bahamadias Geständnis. Alternativ ist auch der Remix von Erick Sermon zu empfehlen.
Zu den bekanntesten Stücken von Bahamadia dürfte ihre Kollaboration mit Reflection Eternal auf dem Rawkus-Sampler Soundbombing II von 1999 zählen. Der Beat von Hi-Tek passt perfekt zum smoothen Flow und der Stimme Bahamadias, die sich hier im Dreamteam perfekt mit Talib Kweli ergänzt.
Auf ihrer zweiten LP BB Queen von 2000 kollaborierte Bahamadia dann mit den Cali Agents Rasco und Planet Asia, DJ Revolution steuerte auf mehreren Tracks seine makellosen Cuts bei. Ein paar Monate später folgte dann ihr Beitrag auf dem grandiosen Track The Five Perfect Exertions vom Kultalbum Violent By Design der Jedi Mind Tricks.
Nach dem Release des 2005er-Albums mit dem schlichten Titel Good Rap Music wurde es erst mal still um die Frau aus Philly. Nach einigen sporadischen Feature-Auftritten kündigte sie 2012 ihr viertes Album (w)HERE an, dessen Veröffentlichung immer wieder verschoben wurde. 2015 ist der Titeltrack Here bei bandcamp aufgetaucht, wo das LP-Release noch für dieses Jahr angekündigt ist – ob es dieses Mal was wird?