Wer sich als Hip-Hop-Fan in den 90ern auch mal vor den Fernseher gesetzt hat, der kennt das Szenario: Kaum hatte man es sich bei der Nischensendung seiner Wahl bequem gemacht, prasselte auch schon der erste Werbeblock auf einen ein. Oft handelte es sich dabei um eine gesunde Mischung aus unerträglichen Klassikern wie Wo ist der Deinhard? und zielgruppenorientierten Spots für die Rap-Hörerschaft. Beworben wurden vor allem Label-Sampler mit knallbunten Covern und Titeln wie Gangsta Hip Hop oder Rap Attack, die jeweils in mindestens 48 Volumes im Laden standen. Aber wie überzeugt man den von Natur aus kritischen Hip-Hop-Fan mit Kommerz-Allergie von seinem Produkt, wenn man selbst kaum Ahnung davon hat? Die Antwort gibt dieser Werbespot für den Sampler Rap Attack Vol. 2, den ich auf meinen Streifzügen durch die VHS-Archive gefunden habe.
In nur 20 Sekunden erhalten wir mindestens drei unschlagbare Kaufargumente, die für sich sprechen:
1. Black is Back!
Auch wenn nicht ganz klar wird, wo genau Black sich vorher aufhielt, Black ist zurück. Wir können uns scheinbar glücklich schätzen.
2. Lunitz!
Ohne die Lunitz wäre dieser Sampler alles, aber nicht komplett! Ebenfalls dabei sind ATZ mit Sugar Hill, Spitz 1 und die Jatzkantine.
3. The Best of Hip Hop and Street Sound!
Ausgezeichnet – auch wenn ich nicht weiß, ob z.B. Shaggy mit Boombastic jetzt eher das Beste des Hip Hop oder des Street Sound repräsentiert. Illustratorisch sprechen der Mann auf dem Cover (klar erkennbare Bezüge zum Hip Hop: Sonnenbrille, Peace-Kette, Goldschmuck und eine mysteriöse Kopfbedeckung) und der Hydrant auf der Rückseite (klarer Bezug zur Straße) aber eine deutliche Sprache.
Extrapunkte…
gibt es für das mega-authentic Voice-Over. Man merkt sofort: Der Sprecher hat mindestens sechs Wochen Schüleraustausch in den USA hinter sich. Lunitz!
Einen Nachteil gibt es allerdings: Das Cover hält sich mit Klischees leider etwas zurück, hier wäre mehr drin gewesen… wo sind die Drogen, die Waffen, der Schnaps und die Goldzähne? Dank der gekonnten Fingerverrenkungen der Bling-behangenen Coverfigur kann das Bild aber wahlweise auch für Rap Attack Volume 3, 5 und 6 eingesetzt werden. Ach ja: Musikalisch war die Compilation – bis auf wenige Ausrutscher – übrigens recht gelungen, wie die Tracklist verrät.
