Warum ich das Album Trouble Man von Sho damals links liegen ließ, ist mir heute ein Rätsel. Immerhin wurde mit Willie D der lauteste der Geto Boys auf dem Cover, als Rapper und Producer (!) gefeatured. Umso besser, dass man solche Jugendsünden ausbügeln und sich schändlich vernachlässigte Alben wie dieses nachträglich im Netz anhören kann. Trouble Man, benannt nach dem 72er-Krimi mit Marvin-Gaye-Soundtrack und nicht auf Rap-A-Lot Records erschienen, kommt komplett ohne die extreme Gewalttätigkeit anderer damaliger Down-South-Releases aus. Was ebenfalls auffällt, sind die teils ungewöhnlichen Beats, auf denen Sho hervorragend flowt und sich als wortgewandter Lyricist beweist. Ein Beispiel mit innovativem Beat und Storytelling-Ambition ist der Track Mississipi für alle Hustler auf den Bundesstraßen da draußen.
http://www.youtube.com/watch?v=-E1-yNWTkmA
Ebenfalls „anders“ sind Tracks wie Legal Murder, auf dem Sho den Krieg im Irak, die Todesstrafe und weitere heikle Themen kommentiert. Politische Messages waren im Süden eher die Seltenheit, wenn man von einigen Ausnahmen (z.B. The Unseen, der Anti-Abtreibungstrack der Geto Boys) absieht. Mit der Bassline und den runtergeschraubten Vocals erinnert der Track an eine Mischung aus Kid Frosts No Sunshine und Souljahs Story von 2Pac.
http://www.youtube.com/watch?v=3psiYqp0PC4
Kennen sollte man auch Fiend In Tha Family mit schön eingesetztem Voacal-Sample, Here Today, Gone Tomorrow, auf dem man sich auch einen Scarface sehr gut vorstellen könnte, und den Titeltrack Trouble Man mit Willie D über unbezahlte Rechungen und hungernde Familien. In die gleiche Kerbe schlägt auch das als Single ausgekoppelte Pray I’ll Be A Failure, ein deeper Track mit chilligem Beat, der den Sommer zurückbringt. Insgesamt also reflektierend und melancholisch anstatt rücksichtslos und mörderisch, wie man es aus 5th Ward eher gewohnt war
https://www.youtube.com/watch?v=Jj8yHlXOJ6A
Das Erscheinen des Albums wurde eingeklammert von den beiden (natürlich wesentlich extremeren) Willie-D-Releases Goin‘ Out lika Soldier und Play Witcha Mama, auf denen Sho jeweils auch als Gast vertreten war. Ansonsten trat der Mann nicht großartig in Erscheinung – bis zu seiner Rückkehr ins Biz 4 Jahre später, ohne Willie D, dafür mit neuem Style und neuem Album The Return. Features kamen diesmal von Rap-A-Lots Chef-Braut Choice, D-Shot (Cousin von E-40 und Mitglied bei Tha Click) und Pimp C (UGK). Viele Tracks findet man nicht online, aber Beispiele wie Yesterdaze zeigen, dass Sho sich bei seinem Nachfolger eher auf das bewährte G-Funk-Rezept der neueren Zeit verließ. Empfehlenswert sind z.B. das funkige Blind And Can’t See featuring Pimp C (RIP).
http://www.youtube.com/watch?v=KmnJvtrp-KA
Das zweite Album erschien auf Sho-Nuf-Jammin‘ Records und blieb das einzige Release auf dem Label, das Sho wohl selbst gehörte. Erfolg war ihm jedoch auch mit dem neuen Longplayer nicht vergönnt, und das hat sich bis heute nicht verändert, wenn man den zweistelligen Klickzahlen auf YouTube glauben darf. Was bleibt, ist ein uneingeschränkt empfehlenswertes Erstlingswerk sowie eine zweite LP, die Schwierigkeiten hatte, sich von der Einheitsware abzuheben.