Fear & Loathing in Las Vegas: New Kingdom

New Kingdom – Paradise Don’t Come Cheap

Label: Gee Street/Island

Jahr: 1996

Als dein Anwalt rate ich Dir ein schnelles Auto ohne Verdeck zu mieten… Du brauchst Kokain, einen Kassettenrecorder für spezielle Musik… Acapulcoshirts. Und du solltest für mindestens 48 Stunden aus L.A. verschwinden.“ – Dr. Gonzo

Wenn Hunter S. Thompson und sein Anwalt heute mit ihrem Koffer voller Drogen in die Hölle von Las Vegas unterwegs wären, dann hätten sie Paradise Don’t Come Cheap von New Kingdom im Tapedeck: Diese LP ist so etwas wie die akustische Version eines Äther-Trips in einem Raum voller staubiger Schallplatten und Synthesizer aus den 70ern. Die düstere Instrumentierung und die verzerrten Vocals lassen jedem Flower-Power-Mädchen die Blumen im Haar verwelken – insgesamt schleppen sich hier 15 Tracks über eine Länge von knapp 50 Minuten durch den Treibsand und halluzinieren von Pferden, den Weiten des Universums und dem bevorstehenden Weltuntergang. Zu meinen Favoriten zählt unter anderem dieses schöne Stück Musik, Infested:

Weitere Anspieltipps sind der Titeltrack, Unicorns Were Horses, Big 10 1/2, Horse Latitudes und das langsame Animal (benannt nach dem Drummer „Tier“ aus der Muppet-Show).

Neben Nosaj und Sebstop, die sich Ender der 80er Jahre in New York kennenlernten, war auch der Produzent Scott Harding fester Bestandteil der Gruppe und maßgeblich für den Sound verantwortlich (einige kennen vielleicht sein Album The Return of Kill Dog E von 1999). Die musikalischen Einflüsse reichen von Curtis Mayfield über die Gravediggaz bis hin zu diversen Punk-Bands, in denen Sebstop vor seiner Zeit im neuen Königreich mitwirkte. Bereits 1993 erschien das erste, etwas verträglichere Album der Gruppe, Heavy Load, drei Jahre später dann Paradise Don’t Come Cheap. Diesen Meilenstein des seltsamen Sounds kann man entweder lieben oder hassen, dazwischen gibt es nicht viel – etwas Vergleichbares habe ich seitdem nicht mehr gehört. Wer gerne alles in Kategorien einordnet, der wird es hier schwer haben und wahrscheinlich irgendwo zwischen „Horrorcore“ und „TripHop“ aufgeben.

Letztendlich war es der Track Mexico Or Bust, durch den ich damals auf die Crew aufmerksam geworden bin – ich weiß noch, dass ich so ziemlich der einzige im Raum war, der ihn nicht scheiße fand. Bis heute unbestreitbar der beste Soundtrack, um sich per Esel über die Grenze abzusetzen… womit wir wieder bei Fear and Loathing in Las Vegas wären, wo ein von schwerer Paranoia gepackter Raoul Duke uns mitteilt: „Der Entschluss zu fliehen kam plötzlich.“

In diesem Sinne.

Für mehr Infos checkt diese Fansite.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert