Gravediggaz – 6 Feet Deep
Jahr: 1994
„Super Group“ war die Bezeichnung, die man im Zusammenhang mit den Gravediggaz immer wieder lesen und hören konnte. Kein Wunder, hatten sich hier Rza vom Wu-Tang Clan, Frukwan von Stetsasonic, der Produzent Prince Paul und Poetic aka Grym Reaper zusammengetan, um ein Album zu veröffentlichen, das Geschichte schreiben sollte. Auch wenn strittig ist, wer denn jetzt das Horrorcore-Genre erfunden hat (die Flatlinerz z.B. behaupteten in einem MTV News Interview, sie wären es gewesen), so kann man mit Sicherheit sagen, dass die Gravediggaz es zumindest entscheidend geprägt haben, auch wenn sie ihre Musik nie explizit als Horrorcore bezeichneten. Aber wie sollte man das, was einem auf 6 Feet Deep (in Europa als „Niggamortis“ veröffentlicht) um die Ohren flog, anders bezeichnen, als puren Horror? Die Beats dunkler als dunkel, die Texte voll von Wahnsinn, Tod und Verderben… so würde es sich wohl anhören, wenn die vier Reiter der Apokalpyse zum Mic gegriffen hätten, um den Weltenbrand musikalisch zu begleiten.
Ein paar Tracks im einzelnen:
Constant Elevation, stellt mit psychotischem Piano gleich klar, wo wir uns befinden – Critics say ‚Go to hell!‘ I go ‚Yeah… stupid mother fucker I’m already there!'(Poetic).
1-800 Suicide – das Sunny-Sample mit der unverschämt grandiosen Bassline von Booker T & The MG’s jagt einem Schauer über den Rücken, während KRS-One proklamiert „It’s a Suicide“. Frukwan, Poetic und Rza geben Anleitungen zum Selbstmord, die von den üblichen (get a drink from the bar, get behind your wheel and crash the car) bis zu ausgefalleneren Methoden (… ran to the zoo, locked himself in the lion’s den) reichen. Hier ist mehr als nur eine Prise schwarzen Humors im Spiel.
Defective Trip (Trippin‘) mit MC Serch (3rd Bass) und Biz Markie beleuchtet Drogenmissbrauch im Angesicht des Todes. Zigaretten mit Thiopental, Meskalin, und Rza verliert hörbar fast den Verstand (tut er des öfteren auf dem Album).
Diary of a Madman ist eine lebhaft-morbide Reise in die dunklen Abgründe der menschlichen Psyche, featuring Scientifik Shabbazz und Killah Priest, die hier großartige Arbeit abliefern. Das dazugehörige Video muss man gesehen haben, stark an den Streifen Jacob’s Ladder angelehnt wurde es von MTV aus dem Programm genommen, und die Gründe dafür sind wohl offensichtlich. Eins ist klar: Wer der Crew in der U-Bahn begegnet ist, nimmt ab jetzt den Bus:
12 Tracks + Intro, Outro und Skits. 6 Feet Deep ist ein Meilenstein ohne Wenn und Aber. Nicht reinhören, sondern durchhören ist die Devise… „Competition ain’t shit, here comes the Gravediggaz!“