Den Kopf in den Wolken und den Walkman am Ohr / meine Blicke schweifen an den Häuserfronten empor… Egal, wohin ich mein von CD überspieltes Tape des Texta-Albums Gediegen (1997) damals auch schleppte: den zweiten Track fanden alle geil. Das lag ganz einfach am Feeling, das der Song Walkmania rüberbrachte. Dieses Gefühl, unterwegs zu sein mit dem eigenen Soundtrack im Ohr, geliefert von einem backsteinähnlichen Klopper namens Walkman, der – sofern er am Gürtel getragen wurde – die Jeans noch vor den Zeiten der Baggy ein paar Etagen tiefer sitzen ließ.
Dem neuesten selbstgemachten Mix zu lauschen war immer auch eine Art Belohnung: Wo die Mucke heute endlos und ohne Aufwand gestreamt wird, wurden Mixtapes damals noch in echter Handarbeit gefertigt, mit der Betonung auf Arbeit – die Auswahl der Songs war eine äußerst ernste Angelegenheit, konzentriertes, vorausschauendes Selektieren war angesagt. Nur die Perlen schafften es aufs Tape, denn Batteriepower war knapp, Spulen absoluter Luxus und nur für Notfälle reserviert. Doch die Arbeit des Überspielens in „Echtzeit“ lohnte sich, denn ein gut gemachtes Tape verließ den Walkman manchmal über Wochen oder Monate nicht und machte Schulwege oder Autofahrten auf dem Rücksitz erträglich.
Dass es zu Walkmania tatsächlich auch ein Video gibt, habe ich erst sehr viel später erfahren – die Idee des Clips ist auch nicht schlecht (man sieht die Welt durch das Loch einer Kassette), allerdings bereitet die Umsetzung einige Kopfschmerzen, und ich meine nicht im übertragenen Sinne. Trotzdem dicke Props an den Uploader, das Ding ist eine echte Rarität und sollte mindestens einmal komplett durchgesehen werden, aber auf eigene Gefahr. Die augenschonendere Variante gibt es hier.