Wenn man Shortie No Mas aus Philadelphia das erste Mal hört, dann könnte man denken, der Regler am Plattenspieler sei etwas zu hoch eingestellt. Ist er aber nicht. Passend zu ihrem Namen klingt Shorties Stimme so, wie sie klingen soll, und ist ihr unverwechselbares Markenzeichen à la Rah Digga, nur auf der komplett anderen Seite des Spektrums. Mit den Roots aus ihrer Heimatstadt Philly hatte sie schon 1993 gemeinsame Sache gemacht, und zwar als Teil der Foreign Objects Crew auf The Session (The Longest Posse Cut In History) ab Minute 5:45. Zu finden ist der Track auf dem seinerzeit independent veröffentlichten Roots-Debüt Organix.
http://www.youtube.com/watch?v=9i2vbagPm28
Zusätzlich pendelte die Schülerin am Wochenende zwischen New York und Philadelphia, um mit den Jungs von De La Soul zu recorden, und so lieferte sie auf dem Album Buhloone Mindstate von 1993 gleich zweimal Unterstützung, unter anderem auf dem glänzenden In The Woods. Anfangs noch als Shorty No Mas unterwegs (no mas = no more), kam zu dieser Zeit wohl irgendwie das zweite S dazu. Hier seht Ihr sie als Wuschelkopf zwischen den Herren von De La Soul im Video zu Ego Trippin Part II rumspringen:
https://www.youtube.com/watch?v=zkIvq4pBKuo
Wie man sieht ist sie zwar öfter im Bild, raptechnisch ist ihr Beitrag jedoch in etwa so umfangreich wie ihr Wikipedia-Artikel. Dass es auch anders geht, zeigte ihre Maxi Like This / U Like My Style – endlich ein Solo-Release, endlich Zeit zu scheinen! Allerdings mit Verzögerung: Das Teil wurde zwar bereits 1995 in den legendären D&D-Studios in NYC aufgenommen, aber erst 2002 auf Track Team / Fat Beats veröffentlicht.
Auf Seite A gibt es mit Like This Boom-Bap-Kost ohne Makel, von niemand geringerem als Rockwilder produziert, der seit seinen ersten Werken auf Organized Konfusions Klassiker-LP Stress mit Recht zu den gefragtesten Beatschraubern dieser Welt zählt. Beste Voraussetzungen also für Shortie No Mas, zu zeigen, was in ihr steckt.
Die erste Seite ist schon sehr nice, aber der eigentliche Hammer ist meines Erachtens die B-Side U Like My Style. Erstmal ist die Produktion von Da Beatminerz hier unantastbar, gleichzeitig passt Shortie so gut auf den Beat, dass er für jeden anderen MC quasi unbrauchbar wird. Es werden keine tiefgründigen Reden geschwungen, hier wird represented – und das dermaßen relaxt, dass man sich dem Track nur schwer entziehen kann. Die einzigartige Stimme als Trademark setzt dem Ganzen die Krone auf… absolute Königinnenklasse.
https://www.youtube.com/watch?v=wNWrSLYrgPI
Hätte sie damals mehr über das Business gewusst, dann wären wir wohl in den Genuss einiger Alben von Shortie No Mas gekommen, wie sie selbst 2002 in diesem Forum feststellte. So blieb der Output überschaubar. Auf Tony Touchs Mixtape Power Cypha 2 von 1997 war z.B. noch ein cooler Freestyle von ihr, für eine Compilation der Beatminerz lieferte sie 2005 einen Beitrag ab. Like This / U Like My Style bleibt ihr einziges „richtiges“ Release, dank der B-Seite aber eins, das mir immer im Ohr bleiben wird. Abschließend gibt’s noch den eben angesprochenen Freestyle vom Tony Toca Tape mit einer Minute Wasserfall-Flow – you admire how I flip it every time and that’s my word.
***Update***
Das Street Love Magazine hat gerade ein 2006 geführtes Interview mit Shortie No Mas online gestellt, in dem sie über ihr (leider nie erschienenes) Album und ihre Shows als 18-jährige in Deutschland spricht… hier geht’s zum Shortie No Mas Interview!
Du hast ein bisschen mehr über Sie herausgefunden als ich 🙂
„U Like My Style“ ist eine Boombap Delikatesse.
Ich habe mir alle Ihre Forumsbeiträge durchgelesen, schade dass Sie zu dieser Zeit
nicht wenigstens ein Album gemacht hat. Wenigstens eins.